Auszug aus der Chronik „vom Kernhof“ 1960 verfasst vom damaligen Rektor Herrn Oberlehrer Kling.

-201- Der Kernhof mit seiner mehr als 30 jährigen Geschichte. Hier stehen die zweitältesten Skier des Schwarzwaldes. 60jährige Skitradition .
Den Wirt Wilhelm Kern kann man oft in seiner Werkstatt antreffen. Die Besitzer des Anwesens haben schon immer verstanden, mit Werkzeug umzugehen. Angefangen bei jenem ersten, der da im Dreißigjährigen Krieg mit Weib und Kind Zuflucht suchte vor dem Horden ,welche draußen im Land Städte und Dörfer niederbrannten und die Einwohner quälten und mordeten . Ein Blockhaus im 30jährigen Kriege. (1618-1648) Es war ein weltabgeschiedener Ort tief im Schwarzwald, wo sich der vor den Kriegsschrecken geflüchtete Mann, von welchem keine direkte Kunde zu uns gelangt ist, mit seiner Familie ansiedelte. Kein Weg führte in diese Wildnis. Er baute ein festes Blockhaus, dessen Innenwände er ebenfalls aus von Hand gehauenen Balken zusammenfügte. Die Fugen wurden mit Moos gedichtet. Für die 45 auf 25 Zentimeter starken Balken verwendete er Tannenstämme, die ihm der Wald ringsum reichlich lieferte. Von den Balken ist der Kernhof noch eine Wand vorhanden. Daran ist sogar noch das Moos zu sehen, das hart geworden ist wie gepreßte Pappe. Und dennoch die Struktur dieser Waldpflanze gut erkennen läßt. Daß das Blockhaus um die Zeit des 30jährigen Krieges.

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-202-.gebaut worden ist, haben Fachleute daraus geschlossen, daß das Strohdach, welches 1924 durch ein Ziegeldach ersetzt wurde, von Hand gehauene Latten mit Holznägeln aufwies. Auch der alte Fußboden wurde teilweise unter Verwendung von  Holznägeln hergestellt. Einen weiteren Anhaltspunkt für das Alter des Hofes bildet die Ausführung des Mauerwerks unter Verwendung von Lehm statt von Kalk und Mörtel. Benennung „ Kernhof“ Im Jahre 1836 übernahm ein Kern durch Einheirat das Anwesen. Während schon früher durch Rodung ein gutes Stück Boden urbar gemacht worden war, wurden durch ihn noch Felder und Wiesen gegen den Vogelskopf zu hinzugekauft. Nun erhielt das Anwesen seine heutige Form mit Haus, Werkstatt, Äckern und Wiesen. Es lag dem tüchtigen Besitzer Kern zu jenen Zeiten mehr daran, Felder und Wiesen zu bewirtschaften als den Wald, da er doch kaum Gelegenheit hatte, das Holz abzufahren und zu verkaufen. Es gab nur einige kleine Wege, auf denen man in bewohnte Gegenden gelangen konnte. Erst 1932 wurde im Zuge von Notstandsarbeiten eine Fahrstraße bis zum Haus gebaut. Diese mündet am Schwarzenkopf in Hinterseebach in die Hauptstraße. (Ruhesteinstraße) Genauere Darstellung zur Überschrift : Heirat von Kern 1832, Übernahme des Anwesens 1836. Verfahren des heutigen Besitzers also seit 1832.

-203-. Dieser junge Mann war 1812 eingereiht in das damalige größte Heeresaufgebot aus vielen Landsteilen, als Napoleon gen Rußland zog, um den Zar und sein Reich zu unterwerfen. Er war mit dabei in Moskau und gehörte zu den wenigen, welche die Heimat wieder erreichten. Sogar sein Gewehr, einen Vorderlader damaliger Konstruktion brachte er aus diesem unglückseligen, menschenmordenden Feldzug mit nach Hause. Lange stand das alte Gewehr als ein seltenes Schaustück oben auf dem Kernhof. Der Großvater des heutigen Kernhofbesitzers übergab es dann – wohl dringlich darum angegangen – einem Museum. Ein anderer Bruder wanderte nach Amerika aus und erwarb dort eine Farm. Es war schon eine geraume Zeit vor 1850, als in Seebach und in vielen anderen Orten und Gegenden eine Auswanderung in beträchtlichem Ausmaße begann. Ein dritter Bruder dieses ersten Kernhofbauern, ein erst 18jähriger junger Mann, wollte später auch auswandern, um auf der erworbenen Farm mitzuhelfen. Nachweislich kam er bis Hamburg. Von dort verlor sich jede Spur. Ob das Segelschiff auf der Überfahrt in einem Meeressturme unterging oder ob dieser junge Mensch einen Überfall von damaligen Banditen zum Opfer fiel hat man nie erfahren. –

-204- . Der Kernhof als bäuerlicher Betrieb, freundliches Gasthaus und Pension .Der Kernhof war im Kreis das erste bäuerliche Anwesen, das 1913 sich selbst mit elektrischem Licht versorgte. Die Turbinenanlage wird durch Wasserkraft aus einem Stauweiher in der Nähe des Hauses betrieben. Von Anfang an waren die Hofbauern fast in allem Selbstversorger. Es wird gepflanzt, was der Boden in einer Höhe von 800 Meter zu tragen vermag, hauptsächlich also Kartoffeln, Roggen und Hafer. Der Bedarf an Milch, Butter und Käse wird aus dem eigenen Stall gedeckt. Im Jahr 1906 wurde eine Gaststube eingerichtet. In ihr bewirteten Großvater und Vater von dem jetzigen Besitzer Wilhelm Kern die eigenen Gäste und Wanderer , sowie auch die des Ruhesteins mit den Erzeugnissen des bäuerlichen Kernhofes . Nach dem ersten Weltkrieg (nach 1918) wurde eine Pension mit mehreren Fremdenzimmern eingerichtet. Nach dem zweiten Weltkrieg (nach 1945) wurde die Vollkonzession für das Haus erworben und der neue, moderne, sich in den Schwarzwaldcharakter gut einfügende Teil gebaut. Die Gäste von nah und fern wissen die Stille abseits von Verkehrslärm wohl zu schätzen. Eine ideale Stätte der Erholung! Als solche ist der Kernhof weithin bekannt.

-205-. Norwegische Skiläufer auf dem Kernhof . Erstmals 1896. Die Anfänge des Skilaufs beim Kernhof reichen in die Anfangszeit des Schneeschuhlaufs überhaupt zurück. Im Jahr 1896 kamen norwegische Studenten aus Karlsruhe auf den Kernhof, mit ihnen die ersten Deutschen, welche sich diesem neuen Sport verschrieben hatten. Das zweitälteste Paar der Skier des Schwarzwaldes. Dem Vater des jetzigen Wirtes interessierte diese neue Art von Fortbewegung im Schnee auf seinem einsam gelegenen Berghof so sehr daß er sich die Bretter genau anschaute und – geschickt wie er war – in seiner Werkstatt nachbaute. Das erste Paar , das zweitälteste im Schwarzwald , ist heute auf dem Kernhof zu sehen. Diese Skier sind von Hand aus Ahorn gearbeitet. Der Bogen wurde aus dem gewachsenen Stamm herausgesägt  und die Bindung in der primitivsten Form hergestellt. Mit diesen Skiern wurde nach der Jahrhundertwende eine Anzahl von Rennen gefahren und gewonnen.  Ein Onkel des heutigen Wirts errang sogar die Schwarzwaldmeisterschaft damit. Abfahrtsstrecke am Kernhof entlang . Der Kernhof beherbergt im Winter viele Skiläufer. Am Haus entlang verläuft die schnellste Abfahrtsstrecke des nördlichen Schwarzwalds. Länge 1 ½ km , Höhenunterschied 350 m , Streckenrekord  81,7 Sek. Der Rekord wurde von dem Norweger Bjarne Ahrens 1952 gefahren. Es war in einem Pokalwettkampf des Achertal-Abfahrtslaufes, der jährlich ausgetragen wird.